U-Boot-Bunker FINK II wird Denkmal

U-Bunker-Denkmal FINK II

1936 wurde Finkenwerder in ein Zentrum der nationalsozialistischen Rüstung verwandelt. Die Vorbereitungen für einen „unvermeidlichen“ Krieg gegen die Sowjetunion begannen hier im gleichen Jahr mit dem Bau der Flugzeugwerft von Blohm & Voss, der „Hamburger Flugzeugwerft GmbH“, um an der völkerrechtswidrigen Neuschaffung einer deutschen Luftwaffe teilzuhaben. Weit erfolgreicher war allerdings die Deutsche Werft. Bis 1936 hatte man sich mehr schlecht als recht mit dem Bau von Motorschiffen über Wasser gehalten. Nun erhielt die Werft völlig neue Perspektiven. Der U-Boot-Bau bescherte dem Unternehmen einen außerordentlichen wirtschaftlichen Aufschwung. Ab 1941 begann die Deutsche Werft auf Befehl der Wehrmacht mit dem Bau der U-Boot-Anlage Fink II. In zwei Schritten entstand eine der größten U-Boot-Werften auf deutschem Boden. Für die fünf Kammern wurden 130 000 Kubikmeter Stahlbeton mit einem Gewicht von 263 000 Tonnen verbaut. 114 U-Boote verschiedener Typen wurden in den Boxen bis Kriegsende ausgerüstet.

Dieses Zeugnis des faschistischen Staates tauchte wieder auf, als die Start- und Landebahn 2002 für Airbus verlängert wurde. Die ReGe entschloss sich, einen Wettbewerb für ein Denkmal auszuloben. Das Büro „kirsch und bremer“ gewann. Die endgültige Version zeigt die Bunkerfundamente in ihrer gesamten Länge, Schroffheit und Härte. Als Zeichen des Militarismus spricht die historische Masse für sich selbst. Das Mahnmal wurde Anfang September 2006 der Öffentlichkeit übergeben. Eine Text-Stele ergänzt die Geschichte der Bunkeranlage.

Als Zentrum der Kriegsindustrie Hamburgs wurde Finkenwerder auch ein zentraler Ort für den Einsatz vieler Zwangsarbeiter. Diese Menschen wurden entweder als KZ-Häftlinge, als Kriegsgefangene und -internierte, als ost- oder westeuropäische Zwangsarbeiter gezwungen, für die Nazis unter unmenschlichen Bedingungen zu schuften. Viele haben die Strapazen nicht überlebt!
Zum Beispiel Petr Subarenko: Der stellvertretende Kommandoführer des Landes-Schutzbatallion Hamburg-Finkenwärder, Waltershof/Unterelbe berichtete über den Sterbefall folgendes: „Subarenko, Petr, geb. am 26.07.17 im Dorf Karbiwka, Beruf: Bauer, Nationalität Russe Stalag XD Nr. 6927. Der o.a. Sowj. Kriegsgefangene war bei der Arbeitsgemeinschaft FINK II Hamburg-Finkenwärder, Am Rüschkanal, zur Arbeit eingesetzt. Am 14. Dezember meldete er sich beim Lagerarzt krank, der Herzschwäche und Verdacht auf Fleckfieber feststellte. Auf Veranlassung des Lagerarztes wurde der serb. Kgf. Arzt Dr. Singer hinzugerufen, der aber die Diagnose auf Fleckfieber nicht bestätigte… Da der sowj. Kgf. Subarenko seit dem 14.12.42 von der Arbeit freigestellt wurde, konnte die Behandlung mit Lagermitteln durchgeführt werden. Infolge der immer größer werdenden körperlichen Schwäche konnte an ein Transport nach dem Lazarett Wietzendorf nicht gedacht werden. Am 24. Januar 1943 um 03.01 ist der sowj. KGF. Subarenko verstorben. Todesursache Herzschwäche und allgemeine Schwäche.Die Leiche wurde nach Freigabe durch Herrn Stabsarzt Dr. Weiß vom Revier Veddel auf dem für sowj. Kgf. angelegten Friedhof in Waltershof in aller Stille beigesetzt. Die eine Hälfte der Erkennungsmarke wurde dem Toten belassen, die andere Hälfte ging mit dem Bericht an den Lagerarzt Sandborstel… Abschrift des Beerdigungscheines und der Sterbefallanzeige ist zusammen mit dem Bericht dem zuständigen Friedhofsamt Finkenwärder übersandt worden.“
Mögliche Stationen bei einer Führung vor Ort:

Schiffsschraube am nördlichen Ende des Rüschweges.
Blick auf die Fundamente des U-Boot-Bunkers FINK II. Zwangsarbeiter haben ihn erbaut. Im ehemaligen U-Boot-Bunker fanden Arbeiter der DW, Zivilpersonen und (ab 1945) auch
KZ-Häftlinge Zuflucht vor den Bombenangriffen. Der Angriff am 09.04.1945 durchschlug die fast vier Meter dicke Bunkerdecke. Dabei starben vermutlich 58 Zivilpersonen, mehr als 120 wurden schwer verletzt.

Aussichtsturm am Ende des Rüschkanals
Blick auf Finkenwerder. Wie sah es in den 40.Jahren des letzten Jahrhunderts hier aus? Marinestützpunkt, Flugzeugwerft Blohm und Voss, Deutsche Werft, Lager auf dem Gelände, an der Pier die „Sierra Corduba“.

Rüschparkpromenade
Stele mit Aufriss des ehemaligen Werftgeländes mit KZ-Außenlager DW des KZ-Neuengamme. Ergänzung um Kriegsgefangenen- und Zwangsarbeiterlagern auf dem Gelände.

„Brühwürfel“ — Verwaltungsgebäude der Werft
Zentrales Gebäude für die Überlebenden, da bei ihren Besuchen sonst kaum noch etwas vorhanden ist, an dem ihre Erinnerung anknüpfen kann.

Eingang Werftgelände mit Stelen
Hier in der Nähe war der Güterbahnhof, von wo aus die Zwangsarbeiter in ihre Lager geführt wurden. Hier lagerten auch die Gasflaschen. Mit dem Gas wurden die Fesselballons für die
Luftabwehr gefüllt. Die Fesselballons wie auch die Nebeltonnen wurden von den russ. Kriegsgefangenen bedient, die in Baracken im Ort untergebracht waren (Blumen-Wacks).

Eingang zum „Vorland“
Hier, auf dem ehemaligen DW Gelände, befanden sich im Laufe der Nazizeit viele Unterkünfte und Lager, die im Verlaufe des Krieges viele unterschiedliche Funktionen erfüllten. In den Baracken hausten zunehmend Zwangsarbeiterinnen aus West- und Osteuropa. Deren Behandlung war gemäß der Rassenideologie der Nazis sehr unterschiedlich. Die Westeuropäer wurden nicht bewacht und arbeiteten regelhaft bei der Deutschen Werft. Die Lager der Frauen aus Osteuropa waren eingezäunt und bewacht. Sie schufteten vorrangig im Hamburger Hafen und auf der anderen Elbseite in Behörden und Fischfabriken.

Tonnenhof
Die osteuropäischen Mädchen mußten im Hamburger Hafen schwerste körperliche Arbeit leisten und erhielten nur minderwertiges Essen und viel zu geringe Rationen. Dazu fehlte es an hygienischen Mindeststandards und einer ärztlichen Betreuung. Ihre Baracken wurden unmittelbar nach Kriegsende beseitigt.

Ortsamt
Die Hamburger Behörden profitierten massiv von den Zwangsarbeiterinnen: als Putzhilfen, beim Straßen- und Hafenbau, der Straßenreinigung, der Müllabfuhr. Am Ende wurde die Wirtschaft und das öffentliche Leben nur noch durch die Sklavenarbeit der Zwangsarbeiterinnen aufrechterhalten.
17.00 Uhr ELTERNSCHULE, Norderschulweg 7, U-Boot-Bunker FINK II, Geschichte – Opfer erinnern sich:

Der U-Boot-Bunker Fink II ist ein zentrales Denkmal für die Kriegslust und den Militarismus in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts in unserem Lande. Nach der Befreiung von der Terrorherrschaft gab es kaum Ansätze sich mit der jüngsten Geschichte auseinander zu setzen. Dass die sichtbaren Zeichen geschleift, zugeschüttet und vergessen wurde, war vielen gerade recht. An dieses dunkle Kapitel unserer Geschichte wollten sie nicht gern erinnert werden.

Die Autoritäten des Ortes damals waren von der nationalsozialistischen Idee angetan, manche fanatisch. Und alle erhofften einen Aufschwung. Auch persönlich. DieWahlergebnisse für die NSDAP in Finkenwerder sind in Hamburg Legende. Die strammen Lehrer schafften einen fast 100%igen Organisationsgrad bei der HJ. Es gab kaum Widerstand. Doch auch hier wurden die typischen Gruppen Opfer des Systems. Aber die meisten begrüßten die „Neue Zeit“. Außerdem entstand ein vielbeachtetes Wohnprojekt für „Volksgenossen“. Kurzum, die Nazis fanden in Finkenwerder ein Milieu vor, dass ihnen wohlgesonnen war. Die Opfer erwarten zurecht, dass unsere Gesellschaft aus der Geschichte Lehren zieht. Das Bunker-Denkmal FINK II erinnert uns eindrucksvoll an die mörderische Vergangenheit.

ViS.d.P.: Finkenwerder Arbeitskreis Außenlager Deutsche Werft des KZ-Neuengamme, c/o H. Kaufner, Carsten-Fock-Weg 12,21129 Hamburg