Auf den Spuren der Gewaltherrschaft

08. Mai 2002, 18:30 Uhr Fahrradtour
 

DIE STATIONEN:

1.) Mahnmal Ecke Rüschweg/Rüschwinkel
Ende 1944 wurde hier das Außenlager Deutsche Werft des KZ Neuengamme errichtet.
Schon vorher arbeiteten Zwangsarbeiter und – arbeiterinnen ‚ Kriegsgefangene und
KZ-Häftlinge unter unmenschlichen Bedingungen auf der Deutschen Werft. Nur wenige
überlebten den Todesmarsch an die Ostsee und die Bombardierung auf Schiffen in der Neustädter
Bucht.

Im ehemaligen U-Boot-Bunker fanden Arbeiter der DW, Zivilpersonen und (ab 1945) auch
Häftlinge Zuflucht vor den Bombenangrilfen.
Bei Blohrn und Voss – Abteilung Flugzeugbau – schufteten 1944 im Werk Finkenwerder 77
„Ausländer“ und 91 Kriegsgefangene.

Von 1933 – 1939 hatte die jüdische Malerin und
Kunsterzieherin Gretchen Wohlwill an der Stelle ein Atelier (gemeinsam mit Eduard Bargheer).
Sie wurde 1939 aus dem Schuldienst entlassen und emigrierte 1940 nach Portugal.

2.) Neßdeich 100
Schutz vor Luftangriflen durch russische Kriegsgefangene – sie mussten Nebeltonnen bedienen und Sperrballons steigen lassen. Ihre Unterkünfte waren Baracken an unterschiedlichen Orten mitten in Finkenwerder. Neßdeich 100, Norderdeich 106, Westerschule.

3.) Norderdeich 20
Hier befand sich das Geschäft für Tuche, Stoffe und Kurzwaren der jüdischen Kaufleute Rimberg und Auerbach. Auerbach wanderte bereits 1935 nach Israel aus. Rimberg konnte mit seiner Familie rechtzeitig vor den Novemberpogromen mit seiner Familie nach Amerika flüchten.

Auf dem Hof dahinter arbeitete der polnische „Utlänner“ Er kam freiwillig zum Arbeiten nach Finkenwerder und erlebte zunehmende Diskriminierung und Rassismus während der Nazi-Zeit.

4.) Steendiek 37/ Müggenburg 5
Der Wasserturm wurde 1905 in Betrieb genommen und in den Jahren 1935 und 1936 abgerissen.
So verschwanden auch die Wandmalereien des Finkenwerder Malers Bargheer, dessen Stil inzwischen als entartet galt. Gegenüber von Müggenburg 5 versteckte eine Bäckersfrau heimlich Brotpakete für Häftlinge, die dort Trümmer beseitigten.

5.) Außendeichs Auedeich/Auehauptdeich
An der Ecke Landscheide/Ostfrieslandstraße beobachtete ein Zeitzeuge die Misshandlung von KZ-Häftlingen bei der Essensausgabe durch einen Kapo. Das waren Funkfionshäftlinge, die sich häufig durch besondere Grausamkeit hervorheben.

In Altenwerder „arisierten“ die Nazis die jüdische Berendsohn-Werft. Der 60jährige
Werft-Inhaber wurde gezwungen die Werft weit unter Wert zu verkaufen und emigrierte mittellos
nach Amerika.

Ein Zeitzeuge beobachtete den traurigen Zug russischer Kriegsgefangener, die auf der
Dradenau in Baracken hausten und von dort täglich quer durch Finkenwerder zur Arbeit und
zurück marschieren mussten. An dieser Stelle vor dem Deich sah ein Finkenwerder Junge die Exekution eines Häftlings, der sich von einem Arbeitstrupp am Deich entfernte.

6.) Ecke Emder Straße, Uhlenhoffweg, 0stfrieslandstraße
Nazi-Kunst an den „Wohnsiedlungen für Volksgenossen“ der Nazis entlang der Ostfrieslandstraße.
In der Nummer 16 wohnte die jüdische Familie Grünwald, die (vermutlich 1942) deportiert wurde.
Vor der Nummer 23 wurde eine Finkenwerder Junge Zeuge einer brutalen Misshandlung eines Häftlings. Er war mit Essensresten unterwegs, die er den Gefangenen bringen wollte, die am Uhlenhoffweg Plattenbauten errichteten. Es waren Zwangsarbeiter und italienische Kriegsgefangene, sogenannte Badolio-Soldaten.

7.) Gorch-Fock-Halle
Wandmalereien von Eduard Bargheer.

8) Dampferbrücke
Hier erlebte eine Zeitzeugin, wie einemHäftling, der sich nach einer Zigarettenkippe bückte, brutal auf die Hand getreten wurde.

9.) Ortsamt
Aussprache und Videovorführung über die Rettung skandinavischer und weiterer ehemaliger
Häftlinge.
 

Die Leiden der Kriegsgefangenen,
der Zwangsarbeiter und der KZ-Hiftlinge
haben viele Finkenwerder als Augenzeugen
miterlebt und bis heute nicht vergessen.
 

Die Fahrradtour am 57. Jahrestag der Befreiung erinnert an die Opfer der Nazigewalt und
beginnt um 18.30 Uhr am Mahnmal Rüschwinkel/ Rüschweg.
Es folgt ab 20.00 Uhr im Ortsamt Finkenwerder, im Sitzungssaal, 2. Stock, eine Aussprache.
Es wird eine Video—Dokumentation Überlebender gezeigt.
V.i.S.d.P.; Finkenwerder Arbeitskreis Außenlager Deutsche Wem des KZ-Neuengamme. c/o H. Kaufmr. Carslen-Fock—Weg 12.
21129 Hamburg